Dinge, die
uns umgeben bilden eine Normalität, die deshalb, weil
sie eben da ist, meist nicht bewußt wahrgenommen wird.
Unsere Aufmerksamkeit wird von wichtigeren Themen
beansprucht.
Die Art, wie die Häuser gebaut und verputzt sind, wie
Möbel aussehen, Obst und Gemüse im Supermarkt,
das Aussehen - und Wesen - all dieser Dinge hängt in
hohem Maße davon ab, wie sie erzeugt wurden.
Marianne Gronemeyer hat
schon 1988 beschrieben, wie Bedürfnisse, das Gefühl der
Knappheit usw. zusammenhängen.
Ich nehme daraus einen winzigen Teil, nämlich wie
Gegenstände und die Art ihrer Herkunft auf den wirken,
der sie benützt.
Eine Produktionsweise, die nur auf die Optimierung des
Gewinns ausgerichtet ist, bewirkt demnach beim Benutzer
des Objekts
einen ähnlichen Blickwinkel, und am banalsten ist das
zu beobachten bei der Jagd auf den kleinsten Preis.
'Nun haben Gegenstände ja nicht nur eine
Entstehungsgeschichte,
sondern auch eine Gebrauchsgeschichte . . .
.'
Welche Folgen sich aus der Art der Herstellung für
den Gebrauch der Dinge ergeben,
beschreibt Marianne
Gronemeyer in 'Die Macht der
Bedürfnisse'.
|
........'Gegenstände aller
Art – seien sie materiell oder
nicht materiell –
verdanken ihr Entstehen menschlichen
Handlungen; sie sind "Abdruck" dieser
Handlungen und ihre Beweggründe
gewinnen Gestalt in den
Gegenständen.'
..............
Und
jetzt zu meiner besonderen
Freude:
'Nun haben Gegenstände ja nicht nur
eine Entstehungsgeschichte, sondern
auch eine Gebrauchsgeschichte. Und die
These ist, dass die Art und Weise, wie
ein Gegenstand in Gebrauch genommen
werden kann, wie mit ihm umgegangen
werden kann, bestimmt ist durch die Art
und Weise seiner Entstehung.
Ein Gegenstand sei Abdruck von
Handlungen und deren Beweggründen meint
dann, es werden in ihm Normen zu seinem
Gebrauch eingeschmolzen. Anders: in
dem, was Menschen hervorbringen, sind
Handlungen und Handlungsmotivationen
geronnen oder eingefroren, die sich um
im Bilde zu bleiben, in jenen
Handlungen, die den Umgang mit dem
Gegenstand ausmachen, wieder
verflüssigen als eine Art zwingender
Rückerinnerung an die
Entstehungsgeschichte.
Noch anders: die Tätigkeiten, die in
die Vergegenständlichung eingegangen
sind, wirken fort als
Gebrauchs-Anweisung, die die
Bedingungen der Nutzung oder der
Aneignung in gewissen Grundzügen
festlegen. |
Und nur
durch besonders gegenläufige
Anstrengungen kann man sich im Gebrauch
diesen Bestimmungen entziehen, das
heißt eine "Verfremdung" vornehmen. Die
Wirkungsgeschichte der ursprünglichen
Handlungen im Gegenstand hat viele
Dimensionen: Geronnen ist in ihm zum
Beispiel der Grad des Miteinanders, des
kooperativen Zusammenwirkens der
Hersteller oder der Grad der
Arbeitsteiligkeit, der Konkurrenz,
kurz: die Sozialform. Ebenso geht die
Struktur der Tätigkeit als
Gebrauchsanweisung in den Gegenstand
ein wie auch der Umfang, in dem zu
seiner Herstellung Fähigkeiten in
Gebrauch genommen und neue Fähigkeiten
entwickelt wurden. Auch die affektiven
Begleitumstände, die
Leidenschaftlichkeit oder kalte
Berechnung und Gleichgültigkeit, das
Wagnis, die Kühnheit, die ängstliche
Sorge, die Zweifel, die liebevolle
Sorgfalt, der Sinn fürs Schöne, die
Alltäglichkeit oder Abenteuer- und
Unternehmungslust, all das bestimmt, im
Sinne der Wesensverwandtschaft zwischen
Herstellen und Hergestelltem, das Wesen
der Dinge und ihren Gebrauch.
……'
Marianne
Gronemeyer, derzeit
Professorin für
Erziehungswissenschaften (FH
Wiesbaden)
im 1988 in 'rowohlts enzyklopädie /
kulturen und ideen' erschienenen Band
'Die Macht der Bedürfnisse
- Reflexionen über ein
Phantom', Seite 218 f
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Freude an
Dingen |
System von Zisternen für Regenwasser zum Gießen
auf der Terrasse und im Garten.
Was zuviel ist, füllt den Teich. |
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Gemauerter
Ofen
und Sparherd mit Pizzaofen. Freude über das Feuer,
Effizienz beim Heizen, schlichte Form. |
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